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Sich täglich nahe sein, ohne alltäglich zu werden,
voneinander entfernt sein, ohne sich zu verlieren.
Einander Freiheit gewähren, ohne sich unsicher zu werden.........

H. Grönemeyer - Schmetterlinge im Eis


Hab dir viel aufgehalst, auf dir abgestellt,
dein Herz umgedreht,
deine Nerven zerrissen, dein Stehvermögen ausgereizt,
dich angezählt,
deinen guten Willen zum Stehkragen aufgepumpt,
deinen Blick unendlich getrübt,
dir Übermenschliches abverlangt,
meinen Wahn abgeteilt, in deinem Zimmer jede Ecke eingeklagt,
für mein falsches Los
dich vergöttert, geplättet, zerrüttet,
mit meiner Sucht nach Trost,
meine Knoten zum Lösen berlassen,
meine Wogen zum Glätten vermacht,
hast jede Welle ruhig ans Ufer gelegt.

Was ich verdiente, hast du mir gegeben,
den gerechten Preis hab ich bezahlt,
brauch dich zurück zum Überleben,
deine Schmetterlinge im Eis.

Keiner spricht meine Sprache, keiner kauft mir meine Erinnerungen ab,
kein Gebot,
keiner holt meinen Koffer, eröffnet mein Verfahren,
zahlt die Kaution,
keiner verschafft mir ein Alibi,
keiner nimmt mein Gnadengesuch an,
keiner der mich mit der Wahrheit verschont.

Was ich verdiente, hast du mir gegeben,
den gerechten Preis hab ich bezahlt,
brauch dich zurück zum Überleben,
deine Schmetterlinge im Eis.

Keiner weint meine Tränen, keiner leidet, keiner übernimmt meinen Bann,
keiner macht ungeschehen, keiner fängt für mich von vorne an,
keiner löst meine Schlinge, setzt mein Urteil aus,
keiner besticht den Henker, löst mich aus dem Alptraum heraus,
keiner ändert das Drehbuch, keiner setzt den Film ab,
keiner betet für mich, keiner der mir deine Meinung sagt,
 keiner verrt mir das Codewort, gibt mir deinem Aufenthaltsort preis,
 treib auf einem einsamen Berg, brauch deine Schmetterlinge im Eis.

Herbert Grönemeyer